Musik lässt die Fantasie weit schweifen

Im Hören programmatischer Musik ist unsere Phantasie herausgefordert, hineinkomponierte Themen und Bilder zu erkennen oder zu deuten. Bei Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ oder Beethovens „Wut über den verlorenen Groschen“ mag das noch einfach sein, Gustav Holsts „Die Planeten“ sind da schon herausfordernd.

Der britische Flötist Ian Anderson veröffentlichte 1995 ein interessantes Werk. Die CD mit dem Titel „Divinities – Twelve Dances with God“ bietet 12 Instrumentalstücke, die in ihrem musikalischen Erscheinungsbild den großen Religionen und deren spirituellen Ausformungen gewidmet sind. Hierbei lässt der weltoffene gebürtige Schotte mit seinen auf klassischen und ethnischen Flöten gespielten Hörbildern seiner Zuhörerschaft aber genügend Spielraum, beim Deuten der soeben gehörten Musik auf den Titel des jeweiligen Stückes hin die Phantasie weit schweifen und zuweilen vielleicht auch irregehen zu lassen.

Sind „In a Stone Circle“ Druiden in Stonehenge förmlich greifbar und „In Sight of the Minaret“orientalisches Flair, so entführt „In Maternal Grace“ melodisch nach Fernost. Was aber beschreibt „In the Pay of Spain“? Conquista oder Inquisition? „At their Father´s Knee“? Geborgen in Abrahams Schoß oder zur Strafe übers Knie gelegt? Die Phantasie entscheidet. Einmal eindeutig zuordenbar, dann wieder nur vage angedeutet, versetzen Andersons 12 Instrumentalstücke insgesamt in eine durchaus mystische, gelegentlich etwas feierlich-sakrale Stimmung. Nach 27 Jahren immer noch hörenswert…

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