Lange Nacht der Kirchen – eine „Spätlese“
 
Mit einem schlichten, von Texten und Liedern begleiteten Gebet um Frieden für Mensch und Schöpfung hat die Lange Nacht der Kirchen 2023 in unserer Kirche am Keplerplatz begonnen.
 
Für den thematischen Teil unseres Programmes hatten wir uns ein ernstes und schwieriges Thema vorgenommen. Dazu setzte sich Hubert Arnim-Ellissen als Moderator mit dem Philosophen, Historiker und Buchautor Philipp Blom aufs Podium.
Sein Buch „Die Welt aus den Angeln“ gab dem 1½ – stündigen Gespräch nicht nur den Titel, sondern war auch wesentlicher Inhalt des Gesprächs.
Die Eingangsfrage des Moderators, ob er sich als Prophet verstehe, verneinte Philipp Blom. Dennoch wurde im Laufe des Gesprächs deutlich, dass er als moderner Prophet verstanden werden darf. Denn Blom gelang es, in einfacher und eindringlicher Art und Weise, die Entwicklung unserer modernen Lebensweise und die daraus entstehenden Folgen darzustellen.
Ausgehend von der sogenannten „kleinen Eiszeit“ im 17. Jahrhundert, schilderte Blom die damaligen Auswirkungen des geänderten Klimas für Mensch und Natur. Letztlich, so der Eindruck, ist unsere moderne, auf Technik und Wissenschaft gestützte heutige Welt ein Ergebnis der Reaktion der Menschheit auf die damalige Eiszeit.
Ein Problem sei jetzt allerdings, dass der immense Fortschritt verantwortlich ist für Veränderungen im natürlichen Gefüge, die früher oder später die Menschheit in eine ähnlich schwierige Situation bringen, wie vor 300 Jahren. Mit dem Unterschied, dass es nicht kälter, sondern wärmer wird.
 
Die Frage im Untertitel des Gesprächs, ob wir zu weit gegangen sind, beantwortete Philipp Blom eindeutig mit JA.
Den gut 50 Besucherinnen und Besucher gab Philipp Blom nicht nur Vorschläge für den privaten Bereich mit, sondern er ermutigte zu durchaus radikalen, weil sofort notwendigen Handlungsänderungen in Politik und Wirtschaft, um die bereits sich entwickelnde Klimakatastrophe noch abzumildern.
Umrahmt und zweimal unterbrochen wurde das intensive und hochinteressante Gespräch von den Klängen, die Maria Gstettner ihrem Fagott entlockte.
 
Inzwischen war im hinteren Teil der Kirche eine Tafel mit kleinen Leckerbissen aufgebaut worden. Der einladend gedeckte Tisch bewog viele, noch etwas zu verweilen und das Gehörte im gemeinsamen Gespräch zu verdauen.
Ein hochinteressanter Abend, der zum Nachdenken anregt und hoffentlich auch zu Taten. Vielen Dank!                       P. M.F.