Karfreitag
Jesus wird verurteilt, verhöhnt, verspottet. Dann muss er sein Kreuz nach Golgotha, außerhalb der Stadt Jerusalem, tragen. Dort wird er ans Kreuz geschlagen und stirbt. Weil es der Rüsttag, der Vorbereitungstag zum Paschafest am Sabbat, dem Ruhetag der Juden, war, wird er am Abend desselben Tages in einem neuen Grab beigesetzt. Das Grab, das Joseph von Arimathäa eigentlich für sich selbst gekauft hat, wird jetzt das Zeichen des Bekenntnisses. Joseph hatte bis jetzt seinen Glauben an Jesus für sich behalten – hier und jetzt wird er aktiv, er handelt und stellt sich damit an die Seite Jesu.
Der Gottesdienst am Karfreitag ist geprägt von Trauer: Die Glocken läuten nicht, die Orgel, die Musikinstrumente, schweigen. Nach einer Zeit der Stille zu Beginn wird die Passion (die Leidensgeschichte) wie sie im Johannesevangelium aufgeschrieben ist, gelesen.
Im Anschluss daran bringen wir in einer besonderen Weise unsere Bitten vor Gott: Die Großen Fürbitten, in denen wir in einem weiten Bogen alle Anliegen für die Menschen und unsere Welt vor Gott bringen. Der Ruf „Beuget die Knie“ klingt oft noch in unseren Ohren, auch wenn das nicht mehr in allen Gemeinden praktiziert wird.
Im Anschluss daran wird das Kreuz durch die Kirche getragen und wir sind eingeladen, es zu verehren, das heißt mit unserem Dank für die Liebe, die Christus uns erwiesen hat, aber auch mit unseren Bitten zum Kreuz zu kommen. In seinem Leid dürfen wir uns verstanden und geborgen wissen mit unseren eigenen Sorgen, unserem Leid.
Eingeladen am Grab Jesu zu wachen, endet der Gottesdienst wie er begonnen hat in Schweigen.
Passion – Leidensgeschichte
Passion nacherzählt nach Joh 18,1-19,42
Als das Abendmahl zu Ende war, ging Jesus mit seinen Freunden in einen Garten am Ölberg außerhalb von Jerusalem. Jesus wusste, dass eine schwere Zeit auf ihn zukommt und er sterben wird. Er suchte die Ruhe, um Kraft und Mut im Gebet zu bekommen.
Judas, der ihn verraten wollte, kam mit den römischen Soldaten zum Garten. Sie nahmen Jesus fest und brachten ihn zu den Hohepriestern, denen nicht gefiel, was Jesus sagte. Sie glaubten nicht, dass Jesus von Gott kommt und beschlossen ihn loszuwerden. Sie lieferten ihn an den römischen Statthalter, Pontius Pilatus, aus. Nur er hatte die Macht, in Jerusalem über Leben und Tod zu entscheiden. Als er mit Jesus sprach, bekam er Angst und er wollte Jesus freilassen.
Doch die Juden forderten Pilatus auf, Jesus zum Tod zu verurteilen. Pilatus fürchtete einen Aufstand und so ließ er Jesus leiden.
Die Soldaten führten Jesus ab, banden aus Dornen eine Krone und setzten sie Jesus auf. Sie legten ihm einen roten Umhang um und spotteten über ihn: Du bist der König der Juden? Schau dich doch an!
So quälten sie Jesus.
Als König verkleidet führten sie Jesus vor die Juden. Da begann die Menge zu schreien:
Ans Kreuz mit ihm! Ans Kreuz mit ihm!
Pilatus fragte: Euren König soll ich kreuzigen?
Dann sprach er das Todesurteil aus. Sie gaben Jesus ein schweres Kreuz, das musste er vor die Stadt, nach Golgotha, tragen. Dort wurde er ans Kreuz geschlagen. Mit ihm wurden zwei Verbrecher gekreuzigt. Am Kreuz von Jesus wurde eine Tafel angebracht. Darauf stand: Jesus von Nazaret, König der Juden.
Bei der Kreuzigung waren auch einige Frauen dabei, eine davon war Maria, die Mutter von Jesus. Auch ein Jünger, den er lieb hatte, war dabei. Da wandte sich Jesus zu seiner Mutter und dem Jünger und sagte: Mutter, du bist nicht alleine. Behandle diesen Mann wie deinen Sohn. Und zu dem Jünger sagte Jesus: Lass meine Mutter nicht alleine. Behandle sie wie deine Mutter.
Das taten die beiden. Nun musste sich Jesus keine Sorgen mehr machen. Er hatte alles getan.
Kurze Stille – Kerze wird ausgeblasen
Dann bekam er von den Soldaten Essig zu trinken. Nachdem er getrunken hat, rief er: Es ist vollbracht. Danach starb er.
Freunde baten den Leichnam von Jesus abnehmen zu dürfen. Pilatus erlaubte es. Sie legten Jesus in ein neues Grab und rollten einen Stein davor.
Was wir tun können:
Das Kreuz – ein Zeichen für das Leben
Unschuldig ist Jesus am Kreuz gestorben. Dadurch erinnert das Kreuz an Unrecht, an Leid, an Ende und Tod. All das gibt es auch in unserem Leben.
Jesus aber ist nicht im Tod geblieben – wir werden zu Ostern feiern, dass Gott ihn auferweckt hat. Darum ist das Kreuz, das das Zeichen für das Christentum geworden ist, ein Zeichen für unsere Hoffnung und unseren Glauben.
Zeichne ein Kreuz auf ein Blatt Papier. Dann schreibe oder zeichne alles Traurige (Angst, Krankheit, Sorgen,…) aber auch alles Frohmachende (Glück, Hoffnung, Freude,…) in das Kreuz. Oder gestalte es mit Farben – dunkle für Schweres, helle für das Gute in deinem Leben.
Zum Nachdenken:
Um 15 Uhr, der Sterbestunde Jesu, können sich alle versammeln und an den Tod Jesu am Kreuz denken. Sicher gibt es auch in Ihrer Familie Menschen, die bereits gestorben sind, die krank sind, denen es nicht gut geht. An sie können wir in der Stille besonders denken.
Die Feier in der Kirche am Karfreitag enthält auch die sogenannten „Großen Fürbitten“, in denen die Sorge um Kirche, Gesellschaft und alle Menschen ausgedrückt wird. Worum möchte ich in meinem Leben bitten? Gibt es Menschen, für die ich beten möchte?