„Wiener Erklärung“: Religionen für den Frieden
Am Donnerstag, 9. Jänner unterzeichneten die Vertreter von Christentum, Judentum und Islam,
Kardinal Schönborn, Oberrabbiner Engelmayer und IGGÖ-Präsident Vural ein klares Bekenntnis gegen religiös motivierte Gewalt.
Damit bekräftigen sie ihr Engagement für Frieden und gegenseitigen Respekt in der Gesellschaft.
Wortlaut der „Wiener Erklärung“:
„In Wien gibt es eine gute, tragfähige und konstruktive Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften. Sie ist auch Frucht eines langjährigen Dialogs in unserer Stadt. Aus dieser Erfahrung und aus unserer gemeinsamen Verantwortung setzen wir uns für den Frieden ein – in der Überzeugung, dass der Glaube eine kraftvolle Basis für ein friedliches Zusammenleben sein kann.
Entschieden verurteilen wir jeglichen Missbrauch von Religion zur Anstiftung oder Rechtfertigung von Terror und Gewalt. Zugleich treten wir gegen jede Form von Diskriminierung und Bedrohung religiösen Lebens auf. Wir verpflichten uns, das gegenseitige Verständnis und den Zusammenhalt in unseren Religionsgemeinschaften mit aller Kraft zu stärken.
Wir appellieren an unsere Gemeinden und an alle Menschen, die in Wien leben, sich unermüdlich für den Erhalt des friedlichen und respektvollen Miteinanders in unserer Stadt einzusetzen.“
Foro: © Kathpress/Paul Wuthe
Interreligiöser Dialog 2024
Ein dichtes Programm begleitete die interreligiöse Dialoggruppe Favoriten in diesem Jahr 2024. Rückblickend: Iftar-Essen im Amtshaus Favoriten mit BV Marcus Franz, Sarajevo-Reise, vier Dialogrunden anlässlich 150 Jahre Favoriten in der Evangelisch-Reformierten Pfarrgemeinde H. B. Wien-Süd, Moscheegemeinde Islamische Föderation Anadolu, Amtshaus Favoriten und Moscheegemeinde Islamisches Zentrum der Bosniaken in Österreich „Ebu Hanife“, Gedenkveranstaltung der Zerstörung der Vereinssynagoge Wien 10 und Friedensgebet in der Koptisch-orthodoxen Kirche St. Mina zum Thema: Seid Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung.
Eine besondere Möglichkeit der Begegnung hat im Mai stattgefunden. Es war dies eine vom Islamischen Zentrum der Bosniaken von Österreich, „Ebu Hanife“, organisierte Reise nach Sarajevo, in eine Stadt, die für religiöse Vielfalt und Zusammenhalt unter den Religionen bekannt ist. Neben den Schauplätzen dieser vom Kriegsgeschehen der 90er Jahre schwer gezeichneten Stadt waren es vor allem auch Begegnungen, die tief beeindruckten. So konnten wir z. B. mit dem Leiter der Islamischen Theologischen Fakultät, mit der Vizebürgermeisterin der Stadt, mit dem Leiter des Sitzes der Islamischen Glaubensgemeinschaft von Bosnien und Herzegowina (Rijaset Islamske Zajednice BiH), mit dem Botschaftssekretär und der Chefin des Österreichischen Kulturforum in Sarajevo Gespräche führen.
Als „Rosen von Sarajevo“, so haben wir es gehört, werden jene rot markierten Stellen bezeichnet, wo Menschen während der mehr als 3-jährigen Belagerungszeit in den 90er Jahren durch Beschuss ihr Leben lassen mussten. Rote Markierungen am Boden der Stadt als bleibende Erinnerung.
Der interreligiöse Dialog Favoriten wird fortgesetzt und feiert im kommenden Jahr sein 15-jähriges Bestehen.
Fotos: Almer/Pieber/Puschner/Radner
Niemals vergessen – wachsam sein – auftreten gegen Antisemitismus und Rassismus
Die Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten und Bezirksvorsteher Marcus Franz luden zur
Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht und der Zerstörung der Vereinssynagoge am Humboldtplatz 1938 ein.
Gedenken, aber auch den Blick auf die Gegenwart richten, prägten die Reden der Vertreter*innen von Politik und Religionen.
In sehr offenen und auch kritischen Worten sprach BV Marcus Franz über die Rolle der sozialen Medien, die vor allem jungen Menschen als Informationsquelle dienen. Gewalt und Rassismus, Ablehnung und Schüren von Ängsten darf in unserer Sprache in unserem Miteinander keinen Platz finden.
Die Feier endete mit dem Entzünden von Kerzen und dem Niederlegen von weißen Rosen des Gedenkens. BR
Sie finden hier die Rede von Dechant Pfarrer P. Matthias Felber.
Fotos: Franz Radner
Gedenkveranstaltung der Zerstörung der Vereinssynagoge Wien 10., Humboldtplatz 7
am Montag,11. November 2024 um 18.00 Uhr
Pogromgedenken in Favoriten
Am 09.11.2023 fand am Humboldtplatz eine Gedenkveranstaltung an die Novemberpogrome 1938 statt.
2017 hat der Bezirk Favoriten gegenüber der Adresse Humboldtplatz 7, dem ursprünglichen Standort der Synagoge, ein gläsernes Denkmal mit den Umrissen der einstigen Vereinssynagoge des Israelitischen Tempel- und Schulvereins errichtet.
Eine Inschrift lautet: Humboldttempel 1896-1938. Zerstört in der Pogromnacht 10.11.1938.
Regelmäßig lädt Bezirksvorsteher Marcus Franz zusammen mit der Interreligiösen Dialoggruppe Favoriten zu einer Gedenkveranstaltung.
Nähere Infos unter diesen Links:
Link zur Presseaussendung der Stadt Wien
Link zur Ansprache von Dechant und Pfarrer P. Matthias Felber
Alle Fotos: ©PID/Christian Fürthner
Desmond Tutu
„Das Gute ist stärker als das Böse, Liebe ist stärker als Hass, Licht ist stärker als Dunkelheit, das Leben ist stärker als der Tod. Der Sieg ist unser, durch ihn der er uns liebt.“
*7. Oktober 1931 – +26.12.2021
„Ich sehe den Himmel offen!“ Das waren die letzten Worte des Hl. Stephanus.
Erzbischof Desmond Tutu durfte am Stephanitag ebenfalls den geöffneten Himmel sehen und hineingehen zu Gott, der ihn liebt.
Ein Mann, der Zeit seines Lebens gegen die Rassentrennung und für den Frieden eingetreten ist, ist am 26. Dezember im Alter von 90 Jahren gestorben.
Vieles von ihm wird bleiben: Seine Herzlichkeit, über die berichtet wird, sein Lächeln, das ihn auszeichnete und das den Menschen das Gefühl der Gerechtigkeit und Zuneigung schenkte. Mit Freundschaft und Herzlichkeit prägte er die Begegnungen mit den Menschen.
Er war das „Gewissen Südafrikas“ – und in seinen Friedensbemühungen wohl auch das Gewissen für die ganze Welt.
Wir hoffen, dass sein Vermächtnis weiterleben wird, dass wir uns an seine Worte und mehr noch an seine Taten erinnern und seine Worte berücksichtigen: „Wenn du dich in Situationen der Ungerechtigkeit neutral verhältst, hast du dich auf die Seite des Unterdrückers gestellt.“
Foto: orf.at
Hoffnung für die Zukunft – gemeinsam unterwegs
Das 6. Interreligiöse Friedensgebet in Favoriten hat am 14.12.2021 bei ATIB, der Türkisch-Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich stattgefunden.
Als religiöse Vertreter*innen haben teilgenommen:
Imam Ismail Bag? / Islamische Föderation Anadolu
Katholischer Pfarrer und Dechant Matthias Felber / Pfarre „Zum Göttlichen Wort“
Puria Mahally / Bahá’í Religionsgemeinschaft Österreich
Imam Ahmed Mehmedovic / Islamisches Zentrum der Bosniaken von Österreich „Ebu Hanife“
Kl. Sr. Waltraud Irene von Jesus Meusburger / Katholische Kirche St. Anton von Padua
Imam Ibrahim Olgun / ATIB-Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Ö.
Pfarrer Johannes Wittich / Evangelisch-Reformierte Pfarrgemeinde H.B. Wien-Süd
Pfarrer Michael Wolf / Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Christuskirche
Imam Abdurrahman Yapici, ATIB
Sängerinnen aus der Gemeinde der Bahá’í und eine Musikgruppe von ATIB haben dieses Friedenstreffen in Favoriten musikalisch wunderbar begleitet.
Fotos: ATIB
Niemals vergessen!
Bezirksvorsteher Marcus FRANZ und die Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten luden zur
Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht und der Zerstörung der Vereinssynagoge am Humboldtplatz 1938 ein.
Hier die Worte von Pfr. Johannes Wittich, evang. reformierte Pfarrgemeinde Wien Süd, Wielandplatz
Psalm 133:
1Ein Wallfahrtslied. Von David.
Sieh, wie gut und schön ist es,
wenn Brüder beieinander wohnen.
2Wie das köstliche Öl auf dem Haupt,
das herabrinnt in den Bart,
in den Bart Aarons,
der herabwallt auf den Saum seiner Gewänder.
3Wie der Tau des Hermon, der herabfällt
auf die Berge Zions.
Denn dort gewährt der Herr den Segen,
Leben bis in Ewigkeit.
Liebe zum Gedenken Versammelte!
„Sieh wie gut und schön ist es, wenn Brüder – ich ergänze: und Schwestern – beieinander wohnen.“
Ein Satz, wie gesagt, aus dem Buch der Psalmen, einer Sammlung von Gebetsliedern in den heiligen Schriften des Judentums. Im Christentum gilt dieses Buch der Psalmen als Vorbild, wie in unserem Gottesdienst gebetet und gesungen werden kann. Johannes Calvin, der Reformator der Kirche, aus der ich komme, war sogar der Meinung, dass im christlichen Ritus, in der christlichen Liturgie nur und ausschließlich nach dem Vorbild der Psalmen gebetet werden soll. Mit anderen Worten: ein christliches Gebet, so seine Meinung, ist nur dann richtig, wenn es sich am jüdischen Vorbild orientiert.
Warum ich das sage? Weil wir heute an einem Ort stehen, der uns an die schreckliche Ereignisse aus dem November 1938 erinnert, bei denen Christen, oder aus der christlichen Tradition kommende Menschen genau das Gegenteil davon gemacht haben, was ihnen ihr Glaube eigentlich gebietet: dem jüdischen Glauben Wertschätzung und Dankbarkeit entgegen zu bringen für das, was heute, aus dem Judentum kommend, auch Grundlage des christlichen Glaubens ist.
Im interreligiösen Dialog hier in Favoriten versuchen wir seit gut einem Jahrzehnt voneinander zu lernen, Vielfalt, besonders religiöse Vielfalt, als Bereicherung zu sehen. Das schließt auch aus, den eigenen Glauben, so wichtig er einem persönlich oder als Gemeinschaft sein mag, über den Glauben Anderer zu stellen.
An diesem Ort hier, und an vielen anderen Orten im damaligen „deutschen Reich“ haben auch Christinnen und Christen, die sich nicht direkt an den Gräueln beteiligt haben, Schuld auf sich geladen. In der Erklärung „Zeit zur Umkehr“ der evangelischen Kirchen in Österreich aus dem Jahr 1998 wird, in Einklang mit der katholischen Kirche bekannt: „Mit Scham stellen wir fest, dass sich unsere Kirchen für das Schicksal der Juden und ungezählter anderer Verfolgter unempfindlich zeigten. … (sie) haben gegen sichtbares Unrecht nicht protestiert, sie haben geschwiegen und weggeschaut, … Deshalb sind nicht nur einzelne Christinnen und Christen, sondern auch unsere Kirchen an der Schoah mitschuldig geworden.“
Wir sind uns im Interreligiösen Dialog in Favoriten bewusst, dass Religion Ursache für entsetzliches Leid sein kann. Christlicher Antisemitismus, oder islamistischer Terror sind Beispiele dafür. Wir sind uns dieser Last bewusst, wissen aber auch gleichzeitig um die starken und inspirierenden Bilder, die in unseren jeweiligen religiösen Traditionen den Weg zu einem guten Miteinander der Menschen zeigen wollen: Schalom, Salaam, Friede …
Bilder wie das aus dem 133. Psalm: gut und schön ist es, wenn Menschen, die sich als Brüder und Schwestern verstehen, beieinander wohnen. Dass Menschen so miteinander umgehen, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
In diesem Augenblick versuchen wir das ein wenig zu leben. Die Geschichte um das Gebäude der Vereinssynagoge, an dessen Zerstörung wir heute denken, ist auch so ein religionsverbindendes Statement. Entworfen wurde sie vom jüdischen Architekten Jakob Gartner, der auch einige andere Synagogen errichtet hat. Nicht nur das – auch das „Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim“ in der Knöllgasse stammt von ihm. Und dort hat heute Privatgymnasium „Phönix“ sein Zuhause – eine muslimische Gründung.
Ein friedliches Miteinander verschiedener Religionen, nicht nur eine Vision, sondern eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Fotos: Franz Radner
E I N L A D U N G
Bezirksvorsteher Marcus FRANZ und die Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten laden ein zur
Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht und
der Zerstörung der Vereinssynagoge am Humboldtplatz 1938
Wien 10., Humboldtplatz 7
Montag, 8. November 2021, um 18.00 Uhr
Programmablauf:
Beginn der Gedenkfeier beim Denkmal für die Synagoge am Humboldtplatz
• Musik Bahá´í Gemeinde Favoriten
• Begrüßung durch Bezirksvorsteher Marcus FRANZ
• Oberkantor Shmuel Barzilai
• Axel Schacht – Verein _erinnern.at_ Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart
• Musik Bahá´í Gemeinde Favoriten
• Andreas Peham – Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes
• Pfarrer Johannes Wittich
• Imam Ibrahim Olgun
• Musik Bahá´í Gemeinde Favoriten